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Fluchtversuch aus der DDR

90 spannende Minuten bescherte der Zeitzeuge Hartwig Kluge der Kursstufe 2 am 2. März 2020. Der mittlerweile in Freiburg lebende Kluge war im Jahre 1969 als gerade einmal 21-jähriger junger Mann beim Versuch, die gut gesicherte Grenze in Ungarn in Richtung Österreich zu überwinden, verhaftet worden.

„Ich habe mich aufgerichtet und gesagt, dass ich niemals mit ihnen zusammenarbeiten werde!“

Kluge konnte sehr anschaulich seine eigene Jugend – Fußball, Freundinnen, Aufbruchstimmung – aufleben lassen und schuf so eine lebendige Verbindung zu den zuhörenden Schülerinnen und Schülern. Als freiheitsliebender Mensch stieß er immer wieder an die Grenzen, die ihm das System setzte: Die Unterdrückung der Meinungsfreiheit, die sehr eingeschränkte Reisefreiheit und schließlich auch noch die Unmöglichkeit, die Aufnahmeprüfung an der Uni zu bestehen. Dass der Grund hierfür weniger in seiner Leistung lag, sondern vielmehr in seinem kritischen Geist, seiner Mitgliedschaft in der jungen Gemeinde und seinem bürgerliches Elternhaus, stellte er fest, als er viele Jahrzehnte später seine Stasi-Unterlagen sichten konnte: Nicht nur der Schuldirektor, auch seine eigene Freundin hatten ihn bespitzelt und die Informationen an die Staatssicherheit, den Geheimdienst der DDR, weitergereicht.

Um niemanden als Mitwisser zu gefährden, plante er seine Flucht aus der DDR ganz allein. Als er zu Beginn des Jahres 1969 schließlich kurz davor war, nachts den entscheidenden Grenzfluss zu durchschwimmen, wurde er von einer Streife gefasst und zu einem Jahr und sechs Monaten Zuchthaus verurteilt. In zahlreichen Verhören, das längste dauerte 20(!) Stunden, versuchte die Stasi, eventuelle Helfer des Flüchtigen zu ermitteln, aber Kluge verriet niemanden und lehnte auch die Zusammenarbeit mit der Stasi entschieden ab, obwohl diese ihm die sofortige Freiheit beschert hätte. Seine Eltern wussten nichts über seinen Verbleib und machten sich unglaubliche Sorgen. Erst bei einer späteren Hausdurchsuchung durch die Stasi wurde ihnen beiläufig mitgeteilt, dass ihr Sohn noch lebe und im Gefängnis sitze.

Kluge wurde später durch die Bundesrepublik Deutschland freigekauft. Er studierte und nutzte die neu gewonnene Freiheit für Reisen durch die ganze Welt. Als Zeitzeuge ist es ihm heute ein Anliegen, interessierte Menschen über das Wesen einer Diktatur aufzuklären.

Nehmt eure politischen Beteiligungsrechte wahr, nutzt die Freiheit, die euch gegeben ist, reist, lernt andere Kulturen kennen und widersteht den Feinden der Demokratie! Das ist die Botschaft, die Herr Kluge den Schülerinnen und Schülern des Goethe-Gymnasiums sehr anschaulich vermitteln konnte.

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