"Berlin, Berlin,..."
Zu Gast beim Freiburger Bundestagsabgeordneten, live bei Maybrit Illner, im Bundestag, an der Bernauer Straße, im Fotografiemuseum, bei der Hertha und im Verteidigungsministerium - dies waren nur einige der erlebnisreichen Stationen, die der Politikkurs mit Frau Hug im Februar 2020 in Berlin besucht hatte.
Hier der detaillierte Bericht zur Berlinfahrt:
Nachdem wir uns um 6.20 Uhr alle übermüdet in der Bahnhofshalle des
Freiburger Hauptbahnhofs getroffen hatten, stiegen wir um 6.52 Uhr in den ICE
nach Berlin, wo wir pünktlich um 13.27 ankamen. Vom Bahnhof fuhren wir mit der
U-Bahn zu unserer Unterkunft. Glücklicherweise hatten wir eine U-Bahnstation
direkt vor der Haustür. Unsere Gruppe war im Hotel Meininger in Berlin-Mitte
untergebracht. Dort machte uns ein Mitarbeiter mit der Hausordnung vertraut,
bevor wir dann die Zimmer beziehen konnten. Anschließend erkundeten wir auf
einer kleinen Stadtführung unter der Leitung von Herr Kummrow, einem
gebürtigen Berliner, die nähere Umgebung des Hostels.
Da wir uns in kleinen Gruppen frei in der Stadt bewegen durften, gingen nicht alle
zusammen Abendessen. Stattdessen trafen wir uns gegen 20 Uhr wieder, um
gemeinsam mit der U-Bahn zum ZDF-Hauptstadtstudio zu fahren - schließlich
war ein Besuch der Talkshow “Maybrit Illner” Teil des Programms.
Nach einigen leckeren Getränken, die das ZDF seinen Gästen freundlicherweise
zur Verfügung stellt, wurden wir eingelassen und bekamen Plätze zugeteilt, kurz
darauf begann die Talkshow selbst. Frau Illner sprach an diesem Abend mit ihren
Gästen, zu denen auch Bundesgesundheitsminister Jens Spahn gehörte, über
die Gefahren des Coronavirus - mit einer solch folgenreichen Pandemie hat zu
diesem Zeitpunkt wohl niemand gerechnet…
Nervös waren wohl die meisten Kursteilnehmer, schließlich konnte man jederzeit
unbemerkt auf Millionen Fernsehschirmen in Deutschland erscheinen. Davon
abgesehen war es interessant, insbesondere einen Minister einmal live zu
erleben, auch wenn sich die Debatte auf einige irritierte Rückfragen seitens eines
Arztes beschränkte.
Im Anschluss an die Talkshow ging es zurück ins Hotel - der erste, durchaus
kräftezehrende Tag war vorüber.
Viel Zeit zum Schlafen blieb in der ersten Nacht jedoch nicht, denn am
Freitagmorgen, dem 31. Januar ging es nach einem kleinen Frühstück schon
relativ früh auf zum politisch wohl interessantesten Tag der Reise: Dem
deutschen Bundestag.
Zu Beginn unseres Bundestagsbesuchs erhielten wir für eine Stunde Zugang
zum Zuschauerbereich des Plenarsaals, sodass wir der Debatte live folgen
konnten - wenn eine stattgefunden hätte. Leider kam es gerade zu dieser Zeit zu
einem kleinen Eklat: Kein Mitglied der Bundesregierung war anwesend, selbst die
Staatssekretäre waren nur rar vertreten. Der Außenminister Heiko Maas war
direkt nach seinem Redebeitrag ebenfalls gegangen, doch das ging den
Abgeordneten zu weit: Sie beantragten, dass Herr Mass zurückkehren müsste,
um bei der Debatte über auswärtige Bildungspolitik anwesend zu sein. So
mussten wir eine knappe Viertelstunde auf seine Rückkehr warten.
Das war zwar nicht unbedingt erfreulich, dafür entdeckten wir einige bekannte
Gesichter: Ralf Brinkhaus etwa, den CDU-Fraktionsvorsitzenden, oder den
Grünen-Abgeordneten Anton Hofreiter. Schließlich begann die Debatte endlich,
und kurz vor Ende unserer Besuchszeit ging es auch um Deutschlands
Energiepolitik - ein Thema, das insbesondere durch den wissenschaftlich
fragwürdigen Redebeitrag der AfD-Fraktion die Emotionen im hohen Haus
hochkochen ließ…
Bei der anschließenden Fragerunde mit Freiburg direktem Abgeordneten, Matern
von Marschall (CDU), wurden unsere durchaus kritischen Fragen leider
größtenteils ausweichend oder belehrend (nicht) beantwortet. Immerhin ging es
direkt im Anschluss auf die Reichstagskuppel, die einen beeindruckenden
Ausblick über die Hauptstadt bietet.
Nach unserem späten Mittagessen in der Kantine des Paul-Löbe-Hauses hatten
wir den Nachmittag zur freien Verfügung. Eine etwa 15-köpfige Gruppe
entschloss sich dazu, gemeinsam mit Frau Hug das Jüdische Museum zu
besuchen. Es war in zwei Ausstellungen geteilt: Der erste, kleinere Teil
beschäftigte sich mit der jüdischen Religion und Kultur, der zweite, weitaus
größere erinnerte an den Völkermord an den Juden unter dem NS-Regime.
Besonders auffällig war die Architektur des Gebäudes, dessen Flure im Zuge der
„Ausstellung in den Achsen“ die sogenannten “Achsen des Holocaust” und des
Exils darstellen sollten. Entlang dieser Achsen waren Biografien und
unterschiedliche Erinnerungsstücke zu finden, mit denen der umgebrachten
Juden gedacht wurde.
Geradezu überwältigend war ein Raum, dessen Boden metallene, schreiende
Gesichter bedeckten. Eindrucksvoll waren außerdem der leere, kalte
„Holocaust-Turm“ und der „Garten des Exils“. Insgesamt war die Ausstellung sehr
beeindruckend.
Einige der Museumsbesucher aus dem Kurs machten sich anschließend auf zu
einem Spaziergang, der durch Berlin-Kreuzberg bis zur East Side Gallery, einem
gut erhaltenen und künstlerisch verzierten Stück der ehemaligen Mauer.
Möglichkeiten zum Abendessen bot die angrenzende Umgebung genug, so
beispielsweise die Burgerkette “Five Guys”.
Am Abend besuchten einige von uns das Bundesligaspiel zwischen Hertha BSC
und Schalke 04 im Berliner Olympiastadion, das wir in einer vollgestopften
S-Bahn voller besoffener “Vollblutfans” erreichten. Dank Berlin Kindl waren wir
bald in guter Stimmung. Auch wenn das Spiel mit einem mittelmäßigen 0:0
endete, ließen wir uns genau wie die ca. 50.000 Hertha-Fans die gute und
leidenschaftliche, durch Berliner Kindl nach hervorgerufene Stimmung nicht
vermiesen. Da wir, ohne es zu wissen einen Platz mitten in der Nordkurve
(Fankurve) gekauft hatten, blieb uns gar nicht anders übrig, als so zu tun, als
wären wir von Geburt an und mit voller Überzeugung Hertha Fans.
Ohne Frage war das Spiel ein Highlight unserer Reise!
Der Samstag begann mit einem traurigen Ereignis: Genau um Mitternacht hatte
Großbritannien den Brexit vollzogen und die EU endgültig verlassen. Ungeachtet
dessen verbrachten wir einen interessanten Vormittag im Deutschen Dom, der
eine Ausstellung zur Parlamentarischen Demokratie in Deutschland beherbergt.
Nachdem wir mithilfe der vielen Infotafeln einige Fragen zur deutschen
Verfassung und Demokratie beantwortet hatten, endete unser Besuch mit dem
Nachstellen einer Plenardebatte des deutschen Bundestags: Verschiedene
Gruppen organisierten sich in den einzelnen Fraktionen, diesen ernannten je
einen Redner, der im originalgetreu nachgebauten Plenarsaal des Deutschen
Doms die Position seiner Fraktion zum Verbot von Inlandsflügen darlegte.
Der Nachmittag stand den Schülern zur freien Verfügung. Einige von uns
entschlossen sich, gemeinsam mit Herrn Kummrow einen Ausflug nach
Berlin-Neukölln zu unternehmen, um dort nach Berliner Manier äußerst leckere
(und außerordentlich günstige!) Döner bzw. Currywurst essen zu gehen.
Anschließend besuchten wir auch das Fotografie-Museum, das in der Nähe des
Zoologischen Gartens liegt. Dort wurden alle Formen und Phasen der Fotografie
des 19. bis 21. Jahrhundert gezeigt. Die Ausstellung im Erdgeschoss enthielt
zahlreiche Werke des Fotografen Helmut Newton, das Newton-Mobil etwa, die
Bibliothek und die private Kunst-und Fotosammlung. In den Obergeschossen
waren Wechselausstellungen zu unterschiedlichen Themen zu sehen.
Wir waren vom Museum nicht sehr begeistert: Überall hingen Fotos von
entblößten menschlichen Körpern. Naja. Vermutlich haben wir da aber auch nur
Pech gehabt, da das Thema uns nicht so angesprochen hat.
Am späten Sonntagmorgen fuhren wir bei strömenden Regen zum historischen
Grenzübergang Bernauer Straße, der uns im negative Sinne beeindruckte: Der
ausgeklügelte Grenzwall, die bedrückend wirkenden Wachtürme und die Berichte
über die vielen, teilweise noch sehr jungen Menschen, die beim Versuch, die
Grenze zwischen Ost- und Westberlin zu überqueren, ermordet wurden, zeigten
in aller Grausamkeit die Auswüchse eines gescheiterten sozialistischen
Unrechtsstaats und seines unmenschlichen Regimes. In einem nahe am
Grenzübergang gelegenen Museum konnte man weitere Details über die DDR
und ihre Opfer erfahren.
Den Nachmittag verbrachten wir im Museum “Futurium”, was aufgrund des
schlechten Wetters eine sinnvolle Beschäftigung war. Dort lernte man einiges
über Technologien und Entwicklungen der Zukunft, konnte an digitalen Screens
selbst teilhaben oder auf den großen Sofas einfach ein wenig entspannen.
Der Abend stand zur freien Verfügung.
Am nächsten Morgen, jenem des 03. Februars 2020, mussten wir wieder früh
aufstehen, da wir pünktlich zu unserem letzten großen Termin kommen mussten:
Dem Besuch im Bundesverteidigungsministerium. Nachdem wir unsere
Smartphones abgegeben, einer militärisch anmutenden Sicherheitseinweisung
gelauscht und einen Scan mit dem Metalldetektor durchlaufen hatten, durften wir
das Ministerium betreten. Es folgte eine relativ lange Fragerunde mit einem
hochrangigen Beamten der Bundeswehr, der zwar durchaus freundlich,
manchmal allerdings geradezu unwirsch und anklagend auf unsere kritischen
Fragen bezüglich der mangelhaften Bundeswehrausrüstung und den
rechtsextremistischen Tendenzen in der Truppe antwortete.
Nichtsdestotrotz war der Termin interessant, und nach einer längeren
Mittagspause trafen wir uns zum Gespräch mit einem Absolventen der
Ausbildung zum höheren auswärtigen Dienst im Hostel. Als studierter Sinologe
wusste er insbesondere über China und die Lage der Menschenrechte in dem
Land Bescheid, zudem konnte er viel über die Karrieremöglichkeiten im
Auswärtigen Amt erzählen.
Der Abend stand uns wieder zur freien Verfügung, ebenso der
Dienstagvormittag.
Diesen verbrachten viele im Hotel oder auf kleineren, selbst organisierten
Ausflügen, beispielsweise nach Prenzlauer Berg.
Gegen 14 Uhr trafen wir uns im Hauptbahnhof, und nach einer langen Fahrt mit
dem IC kamen wir am späten Abend wieder in Freiburg an.
Die Berlin-Exkursion war definitiv eine gelungene Reise, wir konnten viel über die
politische Praxis erfahren und zugleich die beeindruckende Stadt Berlin mit ihrer
bewegten Geschichte ein bisschen näher kennenlernen.
Ein Bericht von Ruben Jerusalem, Nico Preikschat und Jonathan Ham
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